Social Sentiment in Times of Crises Innovatives Forschungsdesign für krisenfeste Demokratien

Welche Stimmungen herrschen innerhalb unserer Gesellschaften? Was sind die Treiber von Polarisierung? Wo verlaufen die Trennlinien?

Ein innovatives Forschungsdesign soll es ermöglichen, die Stimmung einer Gesellschaft zu erfassen und daraus resultierende potenziell negative Kipppunkte zu antizipieren. Auf diese Weise können mögliche Entwicklungen und Gefahren für die Demokratie in unserer Gesellschaft veranschaulicht und prognostiziert werden. In der Folge können effektive Gegenmaßnahmen für zukünftige Krisen entwickelt werden.

Forschende des Forschungszentrum Informatik (FZI) haben in einem interdisziplinären Team mit Wissenschaftler*innen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) dieses Forschungsdesign entwickelt. Die Alfred Landecker Stiftung fördert das Forschungsprojekt im Hinblick auf die Rekonstruktion und Erforschung dieser Kipppunkte.

Was wir machen Über SOSEC

Kipppunkte der Gesellschaft und ihre treibenden Kräfte

Angesichts einer gestiegenen Bedrohungslage, verstärkt durch die Verbreitung von Desinformation, entsteht eine angespannte und unsichere gesellschaftliche Situation.

Vor allem im Hinblick auf demokratiegefährdende Tendenzen kann ein plötzliches Kippen der Stimmung verheerende Folgen nach sich ziehen. Dies führt dazu, dass es nicht nur zur Ablehnung einzelner politischer Entscheidungen, sondern des gesamten politischen Systems und seiner demokratischen Institutionen kommen kann.

Kippmomente sind per se nicht negativ besetzt, sondern können auch eine positive Ausprägung haben, wenn man zum Beispiel an die Verbreitung nachhaltiger Verhaltensweisen denkt. Entscheidend ist, dass beim Erreichen eines Kipppunktes Kaskaden von Meinungsänderungen durch scheinbar geringfügige Ereignisse verursacht werden können.

Der Versuch das Reichstagsgebäude anzugreifen (2020) oder der Sturm auf das US-Kapitol (2021) veranschaulichen die Gleichzeitigkeit demokratiegefährdender Polarisierungsmomente in Deutschland und den Vereinigten Staaten und zeigen, wie wichtig es ist, ein präziseres Bild über diese demokratiegefährdenden Tendenzen zu bekommen.

Mit einem innovativen Forschungsdesign werden Kipppunkte simuliert, um die Meinungsbildung und -polarisierung in verschiedenen Populationen zu untersuchen und so (potenzielle) Entwicklungen in realen Gesellschaften darzustellen.

Innovatives Forschungsdesign

Die innovative Längsschnittstudie des Social Sentiment in Times of Crises ist ein weltweit erstmals genutzter Ansatz.

Mit repräsentativen Panels wird kontinuierlich das gesellschaftliche Sentiment abgefragt. Auf sehr einfache und niedrigschwellige Art und Weise wird über eine App seit November 2022 einmal pro Woche dieselben Fragen an die Teilnehmenden gerichtet.

Mit den wöchentlich erhobenen Umfragedaten entsteht über den Forschungszeitraum hinweg ein repräsentatives Meinungsbild der deutschen sowie der US-amerikanischen Bevölkerung. Dabei liegen die Schwerpunkte der Studie auf folgende krisenhafte Ereignisse:

  • Der Krieg in der Ukraine
  • Die Klima- und Energiekrisen sowie
  • Die wirtschaftlichen Folgen von Inflation und Verteuerung

Darüber hinaus werden die Daten zum Social Sentiment von den Forschenden auf zweifache Weise abgeglichen:

1) News-Event-Monitoring: Erfassung relevanter Nachrichtenartikel durch die Media-Monitoring-Plattform Event Registry. . Dabei werden Artikel rund um Ereignisse, die medial stark aufgegriffen und zeitlich in sich abgeschlossen waren, erhoben. Im Rahmen des Forschungsprojekts ergibt sich die Relevanz der Events, wenn diese dem deutsch- bzw. englischsprachigen Raum und den untersuchten Themenschwerpunkten zugeordnet werden können.

2) Social-Media-Monitoring: Die relevanten Ereignisse aus dem News-Event-Monitoring werden mit den Daten („Tweets“) der Plattform X/Twitter anhand definierter Suchanfragen abgeglichen. Durch den automatisierten Abgleich der Antworten mit aktuellen Geschehnissen lassen sich Rückschlüsse zwischen den Nachrichten und dem sogenannten Social Sentiment ziehen und zugleich überprüfen, wie repräsentativ Social Media-Debatten verlaufen.

3) Dashboard: Mit Hilfe eines am KIT für SOSEC entwickelten Dashboards werden Umfragedaten bereitgestellt, die es den Nutzenden ermöglichen, Hypothesen über den Zustand der Gesellschaft und potenzielle Gefahren zu testen.

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